zuletzt aktualisiert am 9. Februar 2023 von Ines
Wie wichtig ist es für dein Unternehmen in den sozialen Netzwerken vertreten zu sein?
Welche Strategie führt zum Erfolg und welche Fehler solltest du vermeiden?
Die Antworten hat Daniel Friesenecker aka The Angry Teddy, Experte für Social Media und Online-Marketing.
Daniel betreibt außerdem den Podcast #digitalsuccess, in den du unbedingt reinhören solltest. Hier gibt Daniel Tipps für effizientes Online-Marketing, führt Interviews mit Experten aus der Branche und stellt die neuesten Tools vor.
Ich freue mich riesig, dass Daniel Lust auf ein Interview hatte und spanne dich nun nicht weiter auf die Folter!
Du bloggst seit 2006 und hast einen preisgekrönten Podcast. Wie schaffst du es, am neuesten Stand zu bleiben, wo sich doch in Sachen Online-Marketing und Social Media gefühlt täglich etwas ändert?
Daniel: Beruflich bedingt bewege ich mich sehr viel im Social Web und folge dort natürlich einschlägigen Bloggern, Plattformen und Toolanbietern. Das stellt ziemlich zuverlässig sicher, dass ich zumindest in Überschriften zeitnah informiert bin, was gerade aufkommt.
Meine Autofahrten nutze ich um Podcasts zu hören, dort bekomme ich oft komplexe Zusammenhänge erklärt (Tipp: der Podcast der Social Marketing Nerds), außerdem habe ein paar ausgewählte Newsletter (Thomas Hutter, allfacebook.de, hubspot, …) abonniert.
Nachdem ich auch am WIFI unterrichte, steht sowieso vor jedem Kurs ein Update der Unterlagen an, was mich zur Recherche zwingt.
Außerdem versuche ich mindestens zweimal im Jahr selbst Fortbildungen zu machen und habe jährlich vier Konferenzbesuche in meiner Jahresplanung stehen.
Wie wichtig ist es für Unternehmen, auf Social Media vertreten zu sein? Gibt es Branchen, für die Social Media nicht relevant ist?
Daniel: Meiner Meinung nach ist die Frage: Ist meine Zielgruppe in Social Media Netzwerken aktiv? Wenn dem so ist, und davon ist wohl im weit überwiegenden Teil der Fälle auszugehen, muss ich mich als Unternehmen damit auseinandersetzen ob ich dort in Dialog treten will.
Wenn nicht, muss ich als Unternehmen damit leben, dass ich das Feld kampflos dem Mitbewerb überlasse – wenn mein Geschäft trotzdem nachhaltig läuft ist ja alles ok. Ich habe vor langer Zeit damit aufgehört Unternehmen von den Vorteilen von Social Media Marketing überzeugen zu wollen.
Jedes Unternehmen, dass ernsthaft an einer Beziehung mit seinen Kunden interessiert ist, wird sich zumindest Möglichkeiten sondieren. Selbst Spezialthemen haben eine Community und auch eine kleine Community, kann ein starker Auslöser für Empfehlungen sein.
Für welchen Kanal soll sich ein Unternehmen entscheiden? Müssen alle Kanäle bespielt werden? Hast du Tipps für Anfänger?
Daniel: Alle Networks zu bespielen wird wohl nicht möglich sein. Meine Kunden kommen weitestgehend aus dem Mittelstand und selbst meine größeren Kunden haben nicht die Ressourcen alles abzudecken. Unabhängig davon ob Social Media im Unternehmen selbst oder über Dienstleister bespielt wird, die Ressourcenfrage kommt früher oder später auf.
In meinen Workshops habe ich für diese Frage auf Kärtchen die 50 wichtigsten Networks mit, die wir ausgehend von den Zielen und den definierten Zielgruppen auf die Kategorien „must have“, „nice to have“ und „nicht relevant“ zuweisen. In der Diskussion zu jedem Kärtchen wägen wir dann das benötigte KnowHow und den Zeitaufwand grob ab. Das ergibt üblicherweise ein recht gutes und vor allem machbares Bild.
Kann ein Unternehmen über Social Media Kunden gewinnen und verkaufen oder liegt der Schwerpunkt auf Community Building und Employer Branding?
Daniel: Thomas Thaler hat bei mir im Podcast mal gesagt „Ich finde keinen logischen Grund, warum man auf Facebook nicht verkaufen können sollte.“, da pflichte ich ihm bei. Wäre dem nicht so, würden die Werbeumsätze der Social Networks nicht ständig steigen, denn am Ende des Tages müssen Werbetreibende Marketingeuro mit einem Faktor x in Umsatzeuro umwandeln. Mit Branding, Community Building und Employer Branding alleine, wird das nicht möglich sein.
Der wesentliche Unterschied zu klassischer Werbung ist allerdings, dass sich „verkaufen“ nicht wie verkaufen anfühlen darf. Im Social Web geht es um Aufbau von Vertrauen, Beziehung und Authentizität, gelingt das ist der Schritt zur Conversion nur mehr ein Kleiner. Eine Ausnahme sehe ich allerdings, nämlich dann wenn es um Online-Shops geht, dort ist der Weg üblicherweise direkter.
Können/sollen Unternehmen Social-Media-Marketing und die Betreuung der Community selbst machen oder empfiehlst du eine Agentur damit zu beauftragen?
Daniel: Ich glaube, dass sich Teile der Social Media Kommunikation durchaus auslagern lassen. Gerade wiederkehrende Ereignisse oder Themen die in der Marketingplanung festgelegt sind können Dienstleister gut erledigt werden, sofern ein gutes Verständnis über Marke, Ziele und Personas gemeinsam erarbeitet wurde.
Beim Community Management sieht es anders aus. Schließlich eröffne ich einen zusätzlichen Service- & Feedbackkanal und den sollte ich als Unternehmen tunlichst selbst steuern.
Ganz abgesehen, dass Agenturen nicht jeden Ablauf im Unternehmen kennen können, wer ist authentischer als das Unternehmen selbst? Wir alle kennen Servicehotlines die an Callcenter ausgelagert sind, und wir alle kennen das Gefühl das in uns aufkommt, wenn wir dort anrufen müssen. Warum sollte ich meinen Kunden, die im Zentrum stehen sollten, ein solches Gefühl geben wollen?
Was ist der eine Geheimtipps für mehr Erfolg/Reichweite auf Facebook und/oder Instagram?
Daniel: Dazu muss ich auf meinen Masterclass-Kurs „Wie du in nur zwei Tagen eine Millionenreichweite im Social Web aufbaust“ für nur € 1.999,- verweisen. Spaß beiseite.
Den Geheimtipp gibt es nicht, es geht um Konsequenz, viel Arbeit und Spaß an der Sache. Die Networks geben ja selbst immer wieder Empfehlungen, denen sollte man folgen. Ziel der Networks ist es User möglichst lange auf der Plattform zu halten und über das Interaktionsverhalten besser kennen zu lernen, um Werbung verkaufen zu können.
Das sollte ich im Hinterkopf haben, wenn ich Inhalte erstelle. Außerdem geht es um Dialog und soziale Interaktion, da dran zu bleiben ist Arbeit.
Wie wichtig sind die Followerzahlen?
Daniel: „Lieber 1000 aktive Fans als 10.000 Follower und niemand interagiert.“, das ist das was meine Seminarteilnehmer zu dem Thema von mir zu hören bekommen.
Jetzt ist mir schon klar, dass eine neue Page denen die 23 engsten Kontakte folgen kosmetisch nicht so nett aussieht, üblicherweise unterstütze ich da mit etwas Marketingbudget den Aufbau der Präsenz, mittel- & langfristig geht es mir aber nicht um die Anzahl der Follower, sondern um Interaktion und in weiterer Folge um die Conversionrate.
Welche(n) großen Fehler können Unternehmen bei der Nutzung von Social Media machen?
Daniel: Was ich immer wieder beobachte, dass schlicht keine Ziele festgelegt sind. Wenn ich in Unternehmen komme und danach frage, kommen oft Aussagen wie Bekanntheit aufbauen oder als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden. Das sind keine Ziele, das sind Absichtserklärungen.
Ziele haben ein Datum, sind messbar und haben klare Verantwortlichkeiten. Sobald dieser Knopf gelöst wird, geht es oft deutlich leichter und die Präsenzen verwaisen nicht mehr mit 1-2 Posts im Monat.
Schließlich ist es deutlich leichter dem Ziel „Wir wollen im nächsten Monat unsere Reichweite bei potentiellen Bewerbern in unserer Region auf Facebook um xy% steigern.“, als wenn ich ein Unternehmen „bekannter“ machen soll.
Was ist deine Nr.1-Botschaft für diejenigen, die Social Media beruflich nutzen (wollen)? Was sollte diesbezüglich jede/r berücksichtigen oder wissen?
Daniel: Wenn du glaubst mit Social Media das schnelle Geld machen zu können hast du dich geschnitten. Strategien die vor zwei, drei Jahren noch großartig funktioniert haben, können heute im Sand verlaufen.
Außerdem wirst du Leidenschaft und Leidensfähigkeit brauchen, am Ende reagierst du nämlich ständig auf wechselnde Spielregeln der Networks. Wenn du allerdings Spaß daran findest, wirst du im Idealfall mit einer Community belohnt die dein Unternehmen unterstützt und empfiehlt.
Lieber Daniel, herzlichen Dank für das Interview!